Interface Design sorgt für frustfreie Bedienung

Im Alltag benutzen wir zahllose Schnittstellen zu digitaler Technik. Wir machen Eingaben am Bürocomputer per Tastatur oder Maus, steuern die Navigation in unserem Auto per Sprachbefehl oder Touchpad, das Smartphone entsperren wir per Fingerabdruck oder Gesichtserkennung. Der Interface Designer gestaltet die Schnittstelle, das Interface, zwischen Anwender und Gerät.

Welche rasanten Fortschritte die Benutzerfreundlichkeit in den letzten Jahrzehnten gemacht hat, beweist der Übergang von reiner Texteingabe (CUI = Character User Interface) zu grafischen Benutzeroberflächen wie Windows und MacOS (GUI = Graphical User Interface). Aber das ist nur der Anfang – wir dürfen gespannt sei, was modernes Industriedesign im Büro, in der Produktion, in der Medizintechnik oder im Auto in Zukunft mit sich bringen wird.

Bedarf des Nutzers entscheidet

Der künftige Nutzer (User) eines Interfaces und seine Anforderungen sind Startpunkt und Schlusspunkt jedes Interface Designs. User Research heißt der erste Prozessschritt in der Fachsprache. Der Designer muss genau wissen, welche Arbeitsabläufe anfallen, welches Nutzerverhalten zu erwarten ist und wie man es besonders effizient gestalten kann. Ein Beispiel aus der Zeit lange vor Erfindung des Smartphones: Die McDonald’s Gründer Maurice und Richard James McDonald waren 1940 mit ihrem Restaurant so erfolgreich, weil sie die Abläufe bei der Herstellung der Burger exakt analysierten und die Küche entsprechend konzipierten – keine langen Wege, Fastfood beinahe vom Fließband, schneller Kundenservice, niedrige Kosten.

Sicher, eine Küche ist kein Interface im heutigen digitalen Sinn, also mit einer interaktiven Oberfläche. Der Begriff Interface und die Berufsbezeichnung Interface Designer kamen erst in den 1980er Jahren mit der grafischen Benutzeroberfläche des Apple Macintosh auf. Aber das Konzept ist das gleiche wie im Schnellrestaurant. Heute findet sich die Verpflichtung zu ergonomischer Software nicht nur in den Richtlinien der Hersteller, sondern in Deutschland auch verbindlich in der Bildschirmarbeitsverordnung.

Die Phasen des Interface Designs

User Research ist vor allem in der Planungs- und der anschließenden Konzeptionsphase gefragt. Rahmenbedingungen, Inhalte und gegebenenfalls strategische Ziele werden analysiert, das so erarbeitete Konzept in ein konkretes Interface Design umgesetzt. Bei komplexen Oberflächen bietet es sich an, zunächst mit einem Mockup zu arbeiten. In diesem „Vorführmodell“ sind nur grundlegende Funktionen oder Teilelemente der künftigen Anwendung enthalten – oder gar keine Funktionalität. Statt Programmierung werden einfach Bilder des vorgesehenen Interfaces erzeugt, aus denen zum Beispiel die Positionierung von Eingabefelder, Schaltflächen und Menüs ersichtlich ist. Werden Testuser und Software-Ergonomen in einer frühen Entwicklungsphase einbezogen, kann man viele Schwachstellen beseitigen, bevor hoher Programmieraufwand entstanden ist.

Die eigentliche Realisierung beginnt erst mit dem Prototyp, der zum Beispiel bei Testusern eingesetzt und validiert wird. Erst nach Test und Optimierung kommt der Launch auf breiter Basis, das Go Live bei allen Anwendern. Begleitet wird die Einführung von Schulungskonzepten. Die Aufgabe des Interface Designers ist damit aber nicht erledigt. Er ist für Service, weitere Verbesserung, Ausbau und gegebenenfalls Änderungsbedarf zuständig. Ein Tracking, etwa von Bearbeitungszeiten, Mausklicks und dergleichen, liefert die dazu benötigten Informationen.

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