Der Trend ist nicht neu, Pandemie und Pflicht zum Homeoffice habe ihn verstärkt: E-Learning am Computer oder Mobilgerät hat viele Präsenzseminare abgelöst. Kostendruck durch die höchsten Inflationsraten mindestens seit der Ölkrise 1973/74 zwingt viele Unternehmen zur Einschränkung von Dienstreisen. Web Based Trainings (WBT) sind eine sinnvolle Alternative, nicht nur im beruflichen Kontext, sondern auch für Hobby und Freizeit. Mikrolernen wird dabei immer beliebter, weil es sich besser in einen durchgetakteten Alltag integrieren lässt und zu unserer Hirnstruktur passt.
Weniger ist mehr
Dass das Lernen von Vokabeln leichter fällt, wenn man jeden Tag nur zehn Minuten auf ein Dutzend Wörter verwendet, wissen viele von uns noch aus der Schule. Microlearning im E-Learning folgt exakt diesem Prinzip. Es spart einerseits Zeit (und durch die betriebswirtschaftliche Brille betrachtet auch Kosten), andererseits wird das Lernen effektiver. Selbst wenn ein langes WBT jederzeit unterbrochen und an dieser Stelle wieder aufgenommen werden kann, ist es nicht so gut wie eine Unterteilung in viele kleine Learning Nuggets oder Learning Snacks. Die Angabe einer langen Gesamtdauer wirkt abschreckend und erzeugt Widerwillen, überhaupt anzufangen. Das Erfolgserlebnis lässt lange auf sich warten. Dagegen sind in sich abgeschlossene Häppchen wesentlich befriedigender. Sie können zudem unterschiedlich gestaltet werden und müssen nicht einem einheitlichen Rahmen folgen.
Abwechslungsreiche Inhalte, passende Plattformen
Dass das E-Learning keine Langeweile aufkommen lässt, ist eine wichtige Voraussetzung, um die angebotenen Inhalte auch zu behalten. Unser Gehirn hat ein Kurzzeit- und ein Langzeitgedächtnis. Der Hippocampus ist eine zentrale Schaltstelle, die unter anderem „entscheidet“, was aus dem flüchtigen Speicher auf unsere biologische Festplatte darf. Sachen, die uns schon beim Lernen angeödet und offenbar nicht interessiert haben, bekommen dort keinen Platz. Spannend aufbereitete Videoschnipsel, kurze Podcasts, Schaubilder und Diagramme, aber auch spielerische Elemente wie ein kleines Quiz – Stichwort Gamification – haben da weit bessere Chancen und sind deshalb erste Wahl, wenn Mikrolernen beim E-Learning eingesetzt wird. Die „Vergessenskurve“ – üblicherweise ist nach einem Tag nur noch ein Viertel der Lerninhalte präsent – kann so deutlich nach oben verschoben werden.
Die Plattform, auf der die Learning Snacks präsentiert werden, richtet sich nach dem jeweiligen Anwendungsbereich. Die größte Flexibilität bieten browserbasierte Formate. Sie sind geeignet, wenn Mitarbeitende mit dem Desktop-Computer am Firmenstandort arbeiten oder mit Laptops für das Smart Working ausgestattet sind. Aber Achtung – multimediale Inhalte können je nach verwendetem Browser unterschiedlich aussehen oder gar nicht funktionieren. Gibt es keinen einheitlichen Browserstandard, zum Beispiel weil auch private Geräte genutzt werden dürfen, sollte das E-Learning-Tool mit mehreren verbreiteten Browsern mir Microsoft Edge, Google Chrome und Mozilla Firefox getestet werden. Das gilt erst recht, wenn für die Verwendung mit einem Mobilgerät ein responsives Design geschaffen wurde. Grundsätzlich ist das eine sinnvolle Sache, denn so kann Microlearning zur beliebten Unterhaltung für ansonsten verschwendete Zeit werden, etwa auf Pendlerstrecken. Ist ein mobiler Einsatz in großem Stil geplant oder zu erwarten, ist die Programmierung einer App zu überlegen. Inhalte und Formate lassen sich damit noch besser an die Verwendung von Smartphone und Tablet anpassen.
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