35 Jahre Haft für Whistleblower Bradley Manning

IT-Spezialist Bradley Manning wurde gerade zu 35 Jahren Haft verurteilt, weil er sich als Insider, als Soldat der US Army, auch zu den “eigenen” Kriegsverbrechen geäußert hat. Die Erlebnisse und Erfahrungen gab er an den “Staatsfeind” Wikileak weiter. Was wie David gegen Goliath anmutet, ist genau das: ein Kampf einer Maschinerie gegen ein Individuum. Ein Bradley Manning mag ein wenig naiv anmuten, wenn man sich vorstellt, wie er mit seinen Videos zu Abscheulichkeiten auch gegen Zivilisten sozusagen hausieren geht, bis er sie Wikileaks präsentiert, aber er hat aus seinem Gewissen heraus gehandelt, und das sollte man bei einem solchen Urteil wohl auch bedenken.

Amerikanische Kriegsverbrechen? Die gibt es nicht? Es sieht fast so aus, als würde wieder einmal mit zweierlei Maß gemessen. Irak, der Iran, die Türkei, ja, die begehen solche Monstrositäten, aber ein “zivilisiertes” Land wie die USA? Darf nicht sein, kann nicht sein, und wer sich als Whistleblower betätigt, muss offensichtlich mit dem Schlimmsten rechnen. Wie ein Bradley Manning unter den anderen Häftlingen zurecht kommen soll, ist ohnehin fraglich. Er wird sicher in der Hackordnung ganz unten stehen. Aber das ist nun einmal der Preis, den man zahlt, wenn man sich mit einer mächtigen Organisation anlegt. Recht, Gerechtigkeit ist eben immer etwas Relatives, wenn man so will, Beliebiges.

Wenn ein Staat zu militärischen Mitteln greift, tut er dies aus humanitären Gründen, zum Wohle der Menschheit. In solchen Aktivitäten sind die USA ja schon sehr bewandert. Auch in Vietnam waren sie schließlich die Guten, wie man weiß. Gegen eine solche Selbstsicht kann man nichts machen und sollte man nichts machen, wie der tragische Fall Bradley Mannings gerade so drastisch zeigt.

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